Ein Bier mit John Peel

Ein Bier mit John Peel

Das Garageland

Manchmal sind es die Begegnungen mit einzigartigen Menschen, Orte mit besonderer Faszination oder Bands die den Werdegang eines Menschen nachhaltig prägen. In meinem Fall ist es das GARAGELAND, ein Plattenladen, der mein Leben veränderte. Der famose Kult-Laden, der auch über die deutschen Landesgrenzen berühmt werden sollte eröffnete am 2. November 1983, in der Nähe der Universität in Duisburg, einer recht tristen Arbeiter-Stadt im Ruhrgebiet. Für mich war bald klar, ein Nebenjob in diesem Laden musste her. Was dann auch wahr wurde.

So unsexy Duisburg, so hipper war GARAGELAND mit seinem für ganz West-Deutschland zukunftsweisenden Sortiment. Die Gründer Rolf und Lothar boten ein zweigleisiges Sortiment an. Reggae zu einen, New Wave/ Post-Punk zu andern. Man orientierte sich gerne an dem was die Ikone John Peel in seiner Radioshow Woche für Woche in den Äther schickte. Schließlich war die Musik, die Peel über BFBS (British Forces Broadcasting Service) auch in West-Deutschland sendete, auch hier verfügbar.

Lothar Röse der Fachmann für die Rock-Sparte, war Musikenthusiast. Man erzählt sich dass er für das erste Airplay der in Deutschland berühmten Toten Hosen via John Peel verantwortlich sei. Angeblich hat er eine Single aus seinem Sortiment nach London geschickt. Anlässlich von Plattenkäufen in London kam es dann zum ersten persönlichen Kontakt mit unserer „GARAGELAND posse“.

Linoldruck auf Plattencover, 2023 – Einzelstück, 31 x 31 cm

In einem Artikel des »Independent« vom 2. Oktober 1993 beschreibt Peel das erste Treffen: „I do these programmes for British Forces Broadcasting [BFBS], and although there doesn’t seem a lot of forces listening, they are obviously very popular with the Germans. Tullus and his mates [i.e. the »Garageland posse«] turned up at the BBC one day.., and phoned up from reception to ask if I had time for a beer.”

Lothar sagte rückblickend dazu: „Peel hatte seine Hörer immer aufgefordert, mal vorbeizukommen, und wir haben ihn einfach beim Wort genommen. Von da an kam er, wann immer er auf dem Kontinent zu tun hatte, nach Möglichkeit in Duisburg zu Besuch und gelegentlich dann auch ins GARAGELAND (wobei er, glaube ich, nur wenig Neues zu Gesicht bekam, da wir uns ja recht strikt am Peel-Repertoire orientiert hatten).“

Ab 1984 organisierte das GARAGELAND eine unvergleichliche Konzert-Reihe im Ruhrgebiet. Lothar fertigte ein Mixtape spannender Musik an und klapperte mögliche Konzert-Veranstalter ab. So kam es Mitte der Achtziger in Oberhausen zu der einzigartigen Konzert-Reihe mit Bands wie Test Department, Laibach, Sonic Youth, Mark Stewart & the Maffia etc.

Der außergewöhnliche Laden blieb noch bis Mitte der Neunziger Jahre ein Pulsgeber und Mekka für Musikfans in West-Deutschland.

Peter Hartinger